Extrahiert bei Stathakis

Foto von Georgios Stathakis bei einem Gesräch in seinem Büro

Die Ölmühle Stathakis in Velies, Lakonia, in Griechenland ist genau genommen keine Ölmühle sondern eine Olivenöl-Extraktions-Anlage. Als ich das erste Mal im November 2013 das Hauptgebäude der Anlage betrat, fiel mir sofort die Sauberkeit der Maschinen und die Bedachtsamkeit, mit der gearbeitet wurde auf. Schon bei meinen ersten Gesprächen mit Georgios Stathakis, dem Sohn von Yannis Stathakis, der diese Anlage finanziert und erbaut hat, wurde mir schnell klar, dass hier mit Herz & Verstand gearbeitet wird.

Die lückenlose Dokumentation und Fülle verschiedenster Zertifikate ermöglichen Transparenz über die Betriebsabläufe und den Umgang mit Lebensmitteln, keine Frage. Die Aufgeräumtheit des Büros von Georgios Stathakis stimmte mich dagegen eher nachdenklich, was meinen persönlichen Blätterwald betrifft.

Von grundlegender Bedeutung war der Einblick in die unterschiedlichen Stufen, die der Prozess der Gewinnung von Olivenöl durchläuft und worauf es dabei ankommt: Angefangen bei der Qualität und Sauberkeit der Oliven, der Trennung der Chargen, der Temperatur, die während den unterschiedlichen Verarbeitungsschritten entsteht und ständig kontrolliert wird über die Extraktionsturbine, der aufwendigen Wasser- und Reststoffaufbereitung und -entsorgung bis hin zur strikten Trennung (Behälter und Schläuche) von biologisch und konventionell hergestelltem Olivenöl. Jeder einzelne Verarbeitungsschritt ist ein Essay wert.

Zusammenfassend kann ich das sagen, was ich unseren Kunden schon so oft gesagt habe: Was für ein Glück, dass sich die Ölmühle Stathakis so nah an den Hainen von Nikos Maroulakos befindet und wir dort unser Olivenöl extrahieren können. Das ist keine Selbstverständlichkeit in den ländlichen, strukturschwachen Regionen Griechenlands wo die möglichst kurze Zeitspanne, in der die Oliven vom Baum den Weg in die Ölmühle finden müssen, ein kritischer Punkt ist, mit erheblichem Einfluss auf die Qualität eines extra vergine Olivenöls.

Als ich das letzte Mal im Mai 2016 bei Georgios Stathakis war, habe ich ein weiteres Mal erlebt, mit welcher Überzeugung hier gearbeitet wird. Wie so viele Menschen in dieser Zeit, spürte auch die ländliche Bevölkerung die Auswirkungen der griechischen Finanzkrise und Austeritätspolitik: Die staatlichen Subventionen wurden inmitten der Ausbauarbeiten der Ölmühle Stathakis (zur umweltschonenden Rückführung und Wiederverwertung der Reststoffe in den natürlichen Kreislauf) auf Grund von Sparmaßnahmen gestrichen. Um den Betrieb der Anlage trotzdem nachhaltig weiterführen zu können, wurden die dafür notwendigen Investitionen aus privaten Mitteln der Familie getätigt. Die Motivation, den Betrieb der Anlage zu Gunsten der Umwelt zu optimieren und dafür ein finanzielles Risiko selbst in Krisenzeiten einzugehen ist zweifelsohne bewundernswert – hier wird mit Weitsicht gehandelt und dieses Engagement ist beispielhaft.

Die Anlage befindet sich übrigens, was wir auch mit Freude auf unseren Olivenöl-Etiketten vermerken, in Velies, ganz in der Nähe von Agios Nikolaos, im Bergland von Monemvasia.

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